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Wien bleibt Krk

CD-Kritiken

Concerto (A)

Martin Schuster

Ausgabe 2-08

Wo der Wahnsinn Melodie hat
Georg Breinschmids erste Solo-CD
Obwohl nicht in Wien geboren und die ersten fünf Jahre seines Lebens nicht einmal in Österreich wohnhaft, hat der Kontrabassist Georg Breinschmid – seit geraumer Zeit Stütze vieler namhafter Ensembles – seine starke (Ver)bindung zur Wienerstadt in eine Sammlung von Kompositionen gegossen, die Ende März in Form der CD „Wien bleibt Krk“ der staunenden Öffentlichkeit präsentiert wurde. — „Natürlich geht es auf meiner neuen CD auch ums Bassspiel, es ist auch ein kleines Bass-Solostück darauf zu hören, aber in erster Linie will ich hier meine Kompositionen präsentieren.“ So umreißt Georg Breinschmid die Grundidee hinter seiner jüngst erschienenen CD, der ersten übrigens, die nur seinen Namen trägt – nachdem er mit dem Vienna Art Orchestra, dem Trio Mauve, dem Christian Muthspiel Trio, im Duo mit Agnes Heginger und mit dem Quartett Pago Libre schon diverse hochqualitative Tonträger veröffentlicht hat. „Bei der Planung der CD hat sich immer mehr gezeigt, dass die meisten Stücke und Ideen durch das Thema „Wien“ zusammengehalten werden. Es gibt einige längere Instrumentalstücke, die zum Teil starken Balkan-Bezug haben – eines davon heißt „Balkandrom“ und wimmelt von ungeraden Takten, ein anderes wird das Titelstück der CD, nämlich „Wien bleibt Krk“. Einerseits wird durchaus viel improvisiert – das ist der Jazzbezug – aber zum anderen gibt es voll auskomponierte Wienerlieder, Balkanstücke und einen langen Konzertwalzer.“
Eigentlich kam Breinschmid, der noch zwei Musiker-Brüder hat, in seinem Elternhaus gar nicht mit wienerischer Musik in Berührung. Nach einem klassischen Kontrabass-Studium war er gerade von den Wiener Philharmonikern engagiert worden, als er die Orchesterkarriere zu Gunsten von anderen Klängen beendete. „Im Lauf des zweiten Jahres habe ich nach langem Nachdenken und nach vielen Gesprächen mit Freunden erkannt, dass der Jazz und die improvisierte Musik meinem Herzne näher sind. Es war eine musikalische Entscheidung, aber natürlich auch eine persönliche, weil ich mich im Jazz klarerweise viel mehr selbst einbringen kann als in einem Orchester als einer von acht Kontrabassisten.“
Und dann war es ein Sideman-Job bei Michael Heltau, der den technisch brillanten und nach allen Richtungen offenen Jungmusiker vom Potential des Wienerlieds überzeugte. “ Im Zugabenblock spielten wir „In einem kleinen Cafe in Hernals“ von Hermann Leopoldi. Am ersten Konzertabend dachte ich mir: Wow, ist das schön.. Am zweiten war ich dann schon zu Tränen gerührt. Ähnlich ging es mir auch mit manchen Stücken, die ich von Roland Neuwirth hörte; weiters war ich aber auch schon mit 16, 17 Jahren Dauersubstitut in der Kapelle in Hübners Kursalon, und dort spielte ich natürlich viele Walzer, Polkas und Märsche rauf und runter. Ich habe das dort wahrscheinlich ziemlich ins Blut gekriegt, aber erst Jahre später realisiert, dass es ein wichtiger Teil von mir ist.“ — „Wien bleibt Krk“
Natürlich ist der CD-Titel auch als politisches Statement gemeint; Breinschmid hat kein Problem mit dem Klischee, dass in Wien der Balkan beginnt – ganz im Gegenteil: „Wien und der Balkanraum sind eine große, zusammengehörende Kulturregion, die jetzt durch neue politische Entwicklungen nicht mehr so zerrissen ist wie zu Zeiten des Eisernen Vorhangs. Für mich ist der Balkan so etwas wie die Seele Europas. Das können auch gewisse Politiker nicht wegreden.“
Mit liebevoll-kauzigem Blick betrachtet der Bassist die Wiener Tradition und holt sie respektvoll, aber unorthodox in die Jetztzeit. „Ich bin überhaupt kein Experte für Wiener Musik; aber ich glaube, zu dem Thema etwas sagen zu können. Wiener Musik hat auch keine Lobby oder ein großes Forum und kann auch sehr leicht verkitscht werden – zum Beispiel, indem man sie mit süßlichen Streichern unterlegt.“ Nun, Streicher sind auf „Wien bleibt Krk“ fast in jedem Stück an prominenter Stelle zu hören, aber Breinschmid hat bei der Auswahl seiner Mitmusiker ein gutes Händchen bewiesen und sich wahre Könner geholt. Die meisten Titel der bunten CD wurden mit zwei Trios eingespielt, in denen ihn einerseits die beiden Geiger Aleksey Igudesman und Sebastian Gürtler, andererseits der Akkordeonist Stian Carstensen sowie Tausendsassa Beni Schmid an der Violine ergänzen. Da gibt es etwa die fast 10-minütigen „Stammersdorfer Ausdruckstänze“, das sehr stimmungsvolle „Midnight in Heanois“ oder das schon erwähnte virtuos-kosmopolitische „Balkandrom“ – alles weit entfernt von picksüßer Heurigenseligkeit oder weinerlicher Selbstbetrachtung.
Dazu kommen noch einige weitere Gustostückerl: etwa „A klanes Brabitschek“, in dem Breinschmid mit der kongenialen Agnes Heginger seiner Neigung zu Lyrik a lá Wiener Gruppe frönt, oder das „Fußball-Aversions-Wienerlied“ mit dem Damen-Vokalquartett 4she. „Mal sehen, vielleicht passt es zur EM – vielleicht kriege ich ja von erzürnten Fußballfans Morddrohungen deswegen…oder den Grammy…oder beides…“ Schließlich stellt Georg Breinschmid noch auf zwei Stücken sein live schon erprobtes Duo mit dem „fantastischen, aber leider völlig humorlosen“ Trompeter Thomas Gansch vor und lässt ganz zum Schluss, inspiriert von Mirjam Ungers Film „Vienna`s Lost Daughters“, noch Tini Kainrath und Willi Resetarits über das Schicksal acht jüdischer Frauen reflektieren, die 1939 vor den Nazis aus Wien in die USA flüchten mussten.
Ein selbstbewusster Einstand ist diese erste CD Georg Breinschmids geworden, und man darf ihm wünschen, dass er auch als Komponist die Beachtung erhält, die er verdient. Schluss-Statement? Voilá: „Vielseitig möchte ich mein ganzes Leben lang bleiben. In den letzten Jahren mache ich immer mehr meine eigenen Sachen und schreibe eigene Musik. Ich kann in keinem Projekt mitwirken, in dem ich meine Person, mein musikalisches Wesen, nicht einbringen kann und nur mir vorgelegte Noten exekutiere. Ich würde sonst eigentlich wieder dasselbe wie früher tun – als Beamter im Orchester sitzen“.

Kurier (A)

Werner Rosenberger

16. März 2008

Eine akustische Frischluftkur für das mit Balkanrhythmen aufg’schnupfte Wienerlied vom Kontrabassisten Georg Breinschmid und Freunden wie Geiger Beni Schmid, Akkordeonist Stian Carstensen und Trompeter Thomas Gansch. Famos!

Böblinger Bote (D)

Michael Stürm

11. Juli 2008

Das Kaffeehaus groovt
Für crossover-feste Ohren kommt der ultimative Geheimtipp aus Wien. Dort lebt und wirkt der Bassist Georg Breinschmid. Der hat sein Gerät schon bei den noblen Wiener Philharmonikern und dem „Vienna Art Orchestra“ -zusammen mit Joe Zawinul, Österreichs hervorragendster Beitrag zum Jazz – gestrichen und gezupft. Auf seiner Solo-Scheibe „Wien bleibt Krk“ (ZappelMusic/CodaEX) verortet Breinschmid seine überragende Virtuosität, eine gehörige Portion Humor und großartige Musiker am Schmelzpunkt von Mitteleuropa und Balkan. Kaffeehaus, Polka, Musette, Klassik, die improvisatorische Energie des Jazz, die schrägen Metren des Balkan-Folk und lustvoller Avantgardismus formieren sich zu einem Album, das Riesenspaß macht. Das Schrammeln und Schrummeln wird von anarchischen Brechungen torpediert, keine Komposition von musikalischer Subversion und vertrackten Basslinien verschont. Dafür gibt`s den Wiener Schmäh zur Genüge im 3/4-Takt, Geige, Akkordeon, Trompete spielen alpine Zählzeiten schwindlig. Zappa und Dada kommen ebenso nicht zu kurz und machen diese CD zum Gesamtkunstwerk. Eindeutiger Befund: A Woansinn, diese Platte.

Jazzpodium (D)

Jörg Konrad

Ganz am Schluss des letzten Titels, „For the lost daughters and sons of Vienna“, sagt Georg Breinschmid zu seinen Mitmusikern in breitem österreichischem Dialekt: „Nein, das kannst‘ nicht auf die Platte geben“. Vielleicht ein Schlüsselsatz. Denn dieser Gedanke drängt sich während des gesamten Albums des Bassisten immer wieder einmal auf.
Dabei hat Breinschmid mit „Wien bleibt Krk“ eine einzigartige Hommage an seine Heimatstadt abgeliefert. Trotz allem liebevollen Sarkasmus – oder vielleicht auch gerade deshalb. Weit über eine Stunde vertieft sich der im Klassik- wie im Jazzfach erprobte in den kulturellen Schmelztiegel Wien, bringt all die musikalischen Einflüsse vom Balkan bis zum Walzer, vom Wiener Lied bis Falco-Pop, von Johann Schrammel bis zur Avantgarde in einen kulturellen Zusammenhang. Eine kreuzgefährliche Mischung, möchte man glauben. Doch Breinschmid schafft diesen enormen Spagat mit virtuosem Kompositionsgeschick und einem kräftigen Schuss Humor. Und selbstredend mit einer Garde Instrumentalisten, die mit ihrem Leader und seinen ausgefallenen Ideen durch dick und dünn zu gehen scheinen. Allen voran der Geiger Beni Schmid, dicht gefolgt von dem norwegischen Akkordeonwunder Stian Carstensen und natürlich Breinschmids langjährigem Freund und Kollegen Thomas Gansch an der Trompete. Sie alle lassen „Wien bleibt Krk“ zu einem kunterbunt mitreißenden Fest virtuoser, ironischer Musikalität werden. Selbst dann noch, wenn einem mal, wie in der Textzeile „Ois Kind in der Schule beim Turnunterricht / do bin ich ein Kicker gewesen hoit nicht“, der „gute Geschmack“ im Halse stecken zu bleiben droht.

Schwarztaler Bezirksbote/NÖN (A)

Wilfried Scherzer

28. Februar 2008

Selten sprießt ein Pflänzchen aus den unendlichen Welten des Musik-Universums. und wenn so ein akustisch-botanisches Ereignis losbricht, ist meist der Herr Resetarits – der Doktor – oder der Thomas Gansch am Rührwerk. Bei vorliegender Köstlichkeit waren beide Obgenannte maßgeblich beteiligt. Und das „Fußball-Aversions-Lied“ ist angesichts drohender Euro 2008 einfach Freude spendend …
***** = Der Pflichtkauf

Wiener Zeitung (A)

Christoph Irrgeher

7. März 2008

„Wien bleibt Krk“ – schon allein mit diesem Titel schießt Georg Breinschmid den Vogel ab. Doch die CD des Kontrabassisten ist nicht nur außen, sondern auch innen hui: Hier frönt man feurigen Balkanrhythmen, singt Wienerlieder über die Anmut der Zwölftonmusik oder ein Kicker-Armutschkerl, das sogar „zum Schlatzn z’bled“ ist, und liefert neben allem virtuosen Furor auch noch bestrickend schöne Romanzen. Kurz gesagt: Eine prächtige Wiener Melange, gebraut aus goldherzigen Melodien und zua g’rasten Rhythmen, gespielt von Kapazundern wie Geiger Beni Schmid, Akkordeonist Stian Carstensen und Trompeter Thomas Gansch. Seavasg’schäft!
Blendende Mischung.

Sonic Pages (A)

Wolfgang Schramml

SONIC PAGES (A)

Die Arbeit im Tonstudio ist ja nicht immer so lustig, wie der Laie glauben möchte. In diesem Fall aber war es eine schöne Geste des Schicksals, dass man für stundenlange konzertante Privataudienzen bei erstklassigen Musikern auch noch bezahlt wird.
Man kennt ihn von den Wiener Philharmonikern, vom Vienna Art Orchestra und in Zusammenhang mit vielen anderen Besetzungen. Ein Musiker, der sich durch Virtuosität, Spielfreude und grandiosen Witz auszeichnet: Der Kontrabassist Georg Breinschmid stellt sich mit der CD „Wien bleibt Krk“ auch als Produzent vor. — Burlesk, charmant, feinsinnig und derb, nonchalant, gewieft, traditionell (und) hinterfotzig überzeugen seine hier präsentierten Werke durch ausgereifte Tonalität bei gleichzeitiger unverhohlener Selbstironie.
Ob gesungen oder instrumental, man weiß nie, ob womöglich im nächsten Augenblick Johann Strauss Sohn mit einem außerirdischen Kampfhund um die Ecke biegen wird.
Es versammelt sich auf dieser CD eine erlesene Schar von Ausnahmekünstlern, unter anderen Beni Schmid, Stian Carstensen oder Thomas Gansch.
Vom romantischen Duktus bis zum Berserkertum einer Irrenhauskapelle ist es bei Breinschmid und den Seinen kein breiter Weg. Hinter mancherorts verstreuten, harmlosen Gesten verbergen sich intelligente Finten und Volten. Aber auch im ernsteren Liedgut vermag der versierte Kontrabassist mit seinen Kompositionen durchaus zu überzeugen. Wem beim Duett „Lost Daughters“ – bittersüß interpretiert von Tini Kainrath und Willi Resetarits – beide Augen trocken bleiben, der sollte lieber bei der Fremdenlegion anheuern.
Dass der Balkan in Wien beginnt, ist eine alte Weisheit. Georg Breinschmid hat hier ein Argument parat, dass jene Einschätzung noch immer seine Gültigkeit hat. Und dass dies gut so ist.

Espresso Rosi (A)

Kurt Ostbahn

März 2008

Das erste Anhören hat gezeigt, dass es sich dabei sicher um eine der interessantesten und eigenwilligsten CDs des Jahres 2008 handelt (und das wird sicher bis Jahresende so bleiben!). Ein Pflichtkauf für Liebhaber von Musik abseits des Mainstreams und solche Musikbegeisterte, die auf eine Prise Humor auf gar keinen Fall verzichten wollen (das wird bei dieser Scheibe schon beim Lesen der Titel deutlich). Highlights sind auf jeden Fall „Ein kleines Brabitschek“ mit Agnes Heginger (hoher Funfaktor) und das berührende „For the lost daughters & sons of Vienna“ mit Tini Kainrath, Willi Resetarits und Roland Guggenbichler.

Salzburger Nachrichten

Clemens Panagl

8. März 2008

Um alle seine Jazzfreunde zu versammeln, müsste Georg Breinschmid eine ganze CD-Box einspielen. Der Ex-Philharmoniker ist einer der gefragtesten Bassisten der heimischen Jazzszene. Für sein erstes Soloalbum hat er nun Partner wie Beni Schmid und Stian Carstensen, Thomas Gansch und Willi Resetarits ins Studio gebeten. Auf „Wien bleibt Krk“ (Zappel) geht es aber nicht nur um Jazzbegegnungen: Balkan meets Wienerlied, Virtuosität wird mit Schmäh genommen, etwa im rechtzeitig zur EM kommenden „Fußball-Aversions-Wienerlied“.

westzeit.de (D)

Karsten Zimalla

1. Juni 2008

Eher verrückt (aber wieder im besten Sinne) könnte man Georg Breinschmid nennen. Der Kontrabassist hat mit seinen FRIENDS eine CD mit dem seltsamen Titel „Wien bleibt Krk“(Zappel Music/Codaex) aufgenommen. Nicht nur weil darauf ein „Fußball-Aversions-Wienerlied“ erklingt (ein Genuß für jeden, der dieses unästhetische Treiben so haßt wie ich) und er eben diesem (Wiener) Lied eine ganze Menge neuer Nuancen abgewinnen kann, sondern auch weil der Typ Humor hat und ein richtig guter Musiker ist, macht diese Platte auch Menschen Spaß, die Österreich nicht so sehr mögen (ich gehöre dazu).

zzaj productions - Blog (USA)

Dick Metcalf

Let it never be said that reviews in this ‚zine are „only about jazz“, or „only about „regular“ music“… we are always pleased to hear & write about music that is on the edge, no matter what the genre. That’s the first thing I’d have to say about Georg’s CD.. it takes the listener to a zone they never would have imagined… think of some sort of cross between Django Reinhardt and a „classical gypsy band“ from Vienna, Austria.. ha! ha! One other thing you will come away from this superb musical experience with is a clear respect for Brinschmid’s bass playing abilities, as well as his high talent for crafting pieces that have strong jazz leanings, yet leave you wondering why it doesn’t „sound like“ any jazz you’ve ever heard before; I don’t mean that in any negative way, either, because Georg „has it“, in spades. If you’re a „standard jazz“ freak, you’ll probably go elsewhere, but I give this a HIGHLY RECOMMENDED for listeners of all persuasions who have a little adventure in their blood. This was released on the 1st of August, 2008, so you should be able to find it in your favorite store now.

Neue Kärntner Tageszeitung (A)

18. April 2008

Der Hit für alle, denen die EURO schon auf’n Senkl geht
Wer diverse Hymnen zu EURO 2008 nicht mehr aushält, dem liefert Jazzbassist Georg Breinschmid eine willkommene Alternative: Auf der bereits erschienen CD „Wien bleibt Krk“ findet sich unter den selbst komponierten Wienerliedern des Ex-Wiener Philharmonikers auch das „Fußball-Aversions-Wienerlied“: Spätestens Ende Juni lässt es sich fein mitsingen bei „Des Kickn des woa ma hoit imma scho z`bled“. Auch sonst bietet Breinschmid mit Gästen wie Willi Resetarits und Thomas Gansch eine unterhaltsame, balkanesk-wienerische Musikmsichung. Hörenswert, nicht nur wegen Textzeilen wie „Wos an Mozart so toll sein soll, diafts mi ned frogn“!

Kulturwoche (A)

Manfred Horak

Gelenkig und reich an Phantasie präsentiert sich Georg Breinschmid auf dem Album Wien bleibt Krk, einem Wienerlied-Album mit balkanischen Grooves und Ohrwurm-charakteristischem Pop-Appeal genährt mit klassischen Elementen und einem felsenfesten Jazz-Fundament.
Lieder und Instrumentalstücke, die viel Aufmerksamkeit erregen gibt es in Hülle und Fülle auf diesem sympathischen und wirkungsvollen Album, so z. B. die mit Thomas Gansch gemeinsam ausgeführte Verbeugung vor Falco im aberwitzigen „I pee a hedgehog with long-lasting waves“, auf gut deutsch „I schiff an Igl mit Dauerwelln“ und der ewigen Textzeile „Falco lebt, aber wir leben richtig“. Klassikaner auch das Fußball-Aversions-Wienerlied, das der meisterliche Kontrabassist im Verbund mit dem Gesangsquartett 4She ausübt und bei dem er uns mutmaßliche autobiografische Erinnerungen verrät, oder, wie Breinschmid im Booklet schreibt: „Eine meiner ersten Kompositionen und ein Stück Vergangenheitsbewältigung, das ich vor einigen Jahren für ein Fußball-Musik-Projekt geschrieben habe. Dieses Lied wird übrigens die offizielle Signation für die in Österreich und der Schweiz ausgetragene Fußball-EM 2008 (oder so ähnlich).“ Nun, letzteres erfüllt sich leider nicht, denn wie man ja weiß, hat sich die offizielle Signation jemand anders mit fiebrigen Mitteln erstürmt. Wie auch immer: Das „Fußball-Aversions-Wienerlied“ besticht mit einer technischen Glanzleistung, tollen Paraden und guter Kondition über die gesamte Spieldauer. Herausragend dabei die Melodie im Kombinationsspiel mit dem Text.
Dem nicht genug serviert Breinschmid noch weitere delikate Stücke, sei es das Duett mit Agnes Heginger, „A klanes Brabitschek“, in dem er seine eigene Phantasiesprache entwickelt, inspiriert von den Dialektgedichten eines H.C. Artmann und Gerhard Rühm. Ein weiterer Höhepunkt ist sein „Komisches Wienerlied“ über die schrägen Töne im Gegensatz zu den klassischen Schönklängen mit dem Bekenntnis, „ois wos mia gfoit, tuat den andren glei weh.“ All diesen wunderbaren Liedern mit Gesang stehen vitale Instrumentalstücke gegenüber, eingespielt mit Beni Schmid, Aleksey Igudesman, Sebastian Gürtler (alle Violine) und mit Stian Carstensen am Akkordeon. In der Komposition Wien bleibt Krk setzt sich der balkanische 7-Takter in Bewegung, schaut zuvor kurz beim Johann Schrammel vorbei, denn schließlich weiß man ja, dass in Wien der Balkan beginnt. Wie ein Walzer a la Frank Zappa mutet hingegen das Stück „Stammersdorfer Ausdruckstänze“ an und mit jeder Menge Gipsy-Polka-Feeling ist wiederum das hervorragende „Skubek’s Delight“ versehen. Beim letzten Stück des Albums tritt der Komponist Georg Breinschmid schließlich als Musiker zurück und lässt Platz für Roland Guggenbichler am Piano und dem Gesangsduo Tini Kainrath und Willi Resetarits. In „For the lost Daughters and Sons of Vienna“ verstummt auch der Humor, das Lied ist nämlich von Mirjam Ungers Film „Vienna’s Lost Daughters“ inspiriert, jenem Film, der vom Schicksal acht jüdischer Frauen handelt, die 1939 als Jugendliche vor den Nazis aus Wien fliehen mussten. „Mit oller Gwoit hobts ihr mi aussegrissn/Aus mein scheenen oidn Blumentopf/Dabei waar ich so gern noch bliebm“, textet Breinschmid, um nach drei Dialektstrophen die Sprache zu wechseln: „I have been living in New York so long/In dignity I’m growing old/And yet my life has been so different/Sometimes the memory felt so cold“. Gehört. Niemals vergessen. Bronner, schau obe!
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@

Sound & Media (A)

Mai 2008

Still und heimlich wird das Wienerlied zum bevorzugten Genre österreichischer Musiker. Vor allem die Jazzer erfinden die bekannten Melodien neu. Der Bassist Georg Breinschmid, der seine musikalische Sozialisation in der Klassik fand – u.a. spielte er beim NÖ.Tonkünstlerorchester und den Wr.Philharmonikern – macht sich einen Spaß, sich musizierend mit Kollegen wie Tini Kainrath, Thomas Gansch, Agnes Heginger oder Beni Schmid, und auch selbst singend eine musikalische Donaufahrt zu unternehmen. Vom Klassiker bis zur Worldmusic, vom witzigen „Fußball-Aversions-Wienerlied“ bis hin zum sentimentalen Filmsong ist alles unter dem großen Motto „Wienerlied neu“ originell verpackt. Aufgrund der Mitwirkenden ist auch eine hohe Qualität gegeben.

Gitarre & Bass (D)

Juli 2008

Georg Breinschmid & Friends spielen auf „Wien bleibt Krk“ (codaex/zappel music) genau die Art von Instrumentalmusik, die man mit Österreichs Hauptstadt verbindet. Allerdings wurde hier die dezente danubische Tristesse durch Humor ersetzt. Und spätestens beim dritten Track ist man sich sicher, dass gleich der gute Hans Moser um die Ecke dackelt, um in seinem unnachahmlichen unverständlichen Vokalsound kurz moal Servus zu sogn und ein paar Mozartkugeln einzuwerfen. Ganz groß auch das „Fußball-Aversions-Wienerlied“, bei dem Breinschmid als Sänger brilliert. Der 1973 geborene, klassisch ausgebildete Kontrabassist spielte u.a. im Orchester der Wiener Staatsoper und bei den Wiener Philharmonikern, die er dann 1999 verließ, um Jazz-Musiker zu werden. Er arbeitete anschließend mit dem Vienna Art Orchestra, Jasper van`t Hof, Archie Shepp, Harry Sokal, Christian Muthspiel u.v.a. Toller Musiker und – obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich mir so eine Musik länger als drei Minuten anhören kann – ein gelungenes Album.

Mostviertel-Basar (A)

Doris Schleifer-Höderl

22. April 2008

Der gebürtige Amstettner macht mir als gebürtiger Wienerin mit dieser CD ein tolles Geschenk. Jede einzelne der 15 Nummern ist zum Niederknien. Der einstige klassische Kontrabassist der Wiener Philharmoniker widmet sich heute dem Jazz. Gottlob, muss man sagen, denn sonst wäre „Wien bleibt Krk“ wohl nie entstanden.
Breinschmid präsentiert hier Walzer-, Polka- und Gipsy-beeinflusste Stücke aus dem gesamten Donauraum. Wien war und ist ein Schmelztiegel der Nationen und das wurde nun musikalisch festgehalten. Für mich präsentieren die Kompositionen das neue Wienerlied.
Die Texte sind ebenso genial und verkörpern Frische und Originalität.
Schon alleine deswegen sollte man sich die CD bei nächster Gelegenheit reinziehen!

Wohin in Wien (A)

April 2008

Ex-Philharmoniker Breinschmid hat für dieses Album eine hochkarätige Freundesschar versammelt. Das Wienerlied balkanisch erweitert, beim Spielen die unendlichen Weiten des Jazz im Sinn, und heraus kommt etwas, das klingt, als hätten die Schrammeln etwas mit einer Zigeunerkapelle komponiert und dann von humorvollen Jazzvirtuosen interpretieren lassen. Basst!

Sim's Kultur/Beilage zu "Die Presse" und "Kurier" (A)

2/2008

Es ist mittlerweile schon müßig zu bemerken, dass der Balkan auf dem Wiener Rennweg beginnt, wie es einst Metternich formulierte. In der österreichischen Bundeshauptstadt entkommt man der musikalischen Balkanisierung in Form von Festivals, Gastspielen und Kollaborationen nicht. Umso erstaunlicher, dass es Georg Breinschmid mit seinem Freundeskreis auf „Wien bleibt Krk“ schafft, der Thematik, vor allem durch Verquickung von Jazz, Schrammel-Ästhetik und humorigen Texten, eine neue Facette zu verpassen. Es gelingt dem Bassisten, das Wiener Lied und dessen südosteuropäische Wurzeln zu feiern, ohne in österreichischtypische Suderei oder Lobhudelei auszubrechen. Die Seitenhiebe und Spitzen sind unüberhörbar. Da werden H.C.Artmann und der einzige österreichische Popstar (natürlich Falco) zitiert, um gleich im Song Probleme mit dem Copyright zu befürchten. Wenn der Text nach eigenen Angaben schon älter ist und sich auf demütigende Schulerlebnisse bezieht, ist das Fußballaversions-Wiener-Lied Wasser auf die Mühlen der EURO-2008-Skeptiker. Musikalisch wird in Breinschmids Arrangements verschmolzen, was einst schon gemeinsames Liedgut war, um von schrägen Einsprengseln wieder aufgebrochen zu werden. Zusammen mit seinen „Friends“, zu denen unter anderen Aleksey Igudesman, Thomas Gansch, 4she, Tini Kainrath und Willi Resetarits gehören, gelingt Georg Breinschmid mit „Wien bleibt Krk“ eine nach vorn gerichtete musikalische Feld- und Ahnenforschung, ohne sich an den aktuellen Balkan-Hype oder die Wiener Glückseligkeit anzubiedern.

Radiomagazin (CH)

Frank von Niederhäusern

Nr. 25/26 2008

Der Wiener Bassist giesst den Schmäh seiner monarchisch geprägten Heimat seit längerem in schalkhafte Musik zwischen Schrammln und Zappa. Nun greift er aufs Alte Wienerlied zurück und mischt sie zu Pratertänzen. A Woansinn!

Wiener Volksliedwerk, 2009

Iris Mochar-Kircher

Georg Breinschmid hat für die vorliegende CD eine ganze Reihe an Weltklasse-Musikern um sich geschart. Es sei ja von einem Kontrabassisten großen, internationalen Formats, der bei den Wiener Philharmonikern ebenso mitmischte wie beim Vienna Art Orchestra, nichts anders zu erwarten, möchte man meinen. Doch die hier gebotene, außerordentliche Qualität muss schon eigens bejubelt werden. Mit dieser CD – einem Stück „Crazy Vienna“ im Sicherheitsnetz der Stadt der Gemütlichkeit – führt Breinschmid gemeinsam mit Ausnahmekönnern wie Beni Schmid (Violine), Stian Carstensen (Akkordeon), Aleksey Igudesman (Violine), Sebastian Gürtler (Violine), Agnes Heginger (Vocals), Thomas Gansch (Trompete & Vocals), 4she (Vocals), Tini Kainraht (Vocals), Willi Resetarits (Vocals) und Roland Guggenbichler (Piano) behände virtuos höchste Kunst musikalischer Unterhaltung vor. Gleichzeitig darf Breinschmid die Lorbeeren beanspruchen, ein hervorragender Komponist zu sein, u.a. von intellektuell geformten, aberwitzigen Wienerliedern und Weana Tanz. Er lässt uns mit diesem CD-Bravourstück auf höchstem Lach- und Poesie-Level an seinen Wienmusik-Verarbeitungen teilhaben und an seiner intensiven Verbindung zur Stadt, die ihn mit ihrer musikalischen Vielfalt und nicht zuletzt mit den Reizen des Balkans gefangen, geprägt, bereichert und inspiriert hat. Breinschmid scheut sich nicht, diese Bezüge emphatisch zu bekunden und geht dabei mit den Fingerspitzen eines Meister-Operateurs an die Sache. Die einzelnen Besetzungen und Arrangements – vor allem die Kombination Violine, Akkordeon und Kontrabass – sind unseren Ohren bereits aus den letzten Jahren vertraut, so z.B. von erstklassigen Ensembles wie Dobrek Bistro (Das Schlagwerk ersetzt Breinschmid mit seinem perkussiven Kontrabass dabei allemal). Doch die Art und Weise des Herangehens beim Komponieren nehmen Georg Breinschmid dann deutlich von derartigen Vergleichen aus. Seine Werke sind kompositorisch in einem Stück gegossen, genau strukturiert und operieren trickreich, gefinkelt und souverän mit dem Einmaleins der Ton- und Textkunst. Mit Leichtigkeit paraphrasiert und parodiert er etwa die gesamte (Wiener) Geschichte der Gebrauchs- und Unterhaltungsmusik. Vieles täuscht eine große Nähe zur goldenen Ära der Operette und zur Schrammelmusik vor, erinnert an die Familie Strauß und deren Nachkommen. Und doch wird durch den Einsatz von einschmeichelnder „Kakophonie“ und wohltuend pointierten Dissonanzen eine völlig neue, nämlich Breinschmidsche Wien-Welt geschaffen, die aus dem Titel „Wien bleibt Wien“ die CD „Wien bleibt Krk“ zaubert. Der Künstler mengt große Portionen Bauchgefühl bereits beim Prozess des Komponierens bei. Wehmütiger Schmalz, Melancholie und Sentimentalität dürfen ebenso wenig fehlen wie aberwitzige Dosen an Humor, Parodie, Ironie und Mut. Aufnahme auf diese CD hat auch die Live-Version des „Komischen Wienerliedes“ gefunden, die im Rahmen des Wienerliedfestivals wean hean 2006 im RadioKulturhaus gemeinsam mit Aleksey Igudesman und Sebastian Gürtler zur Erstaufführung gebracht wurde. Dies freut uns natürlich besonders! Warnung: Das Hören der CD kann ihre Lachmuskeln gefährden!